Sexuelle Unlust bei der Frau kann durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst werden und muss nicht immer bedeuten, dass eine Sexualstörung vorliegt. Bevor eine solche Diagnose erfolgt, gibt es viele Abstufungen. Oft ist es Unsicherheit, welche unsere Patientinnen an ihrem Sexualverhalten zweifeln lassen. Oder es sind Diskrepanzen im Lustbedürfnis in der Partnerschaft, die dann schnell zu Konflikten führen können.
Wie viel Lust ist normal? Und was ist zu wenig oder zu viel Lust?
Als Ihr Frauenarzt kann ich Ihnen bei Unsicherheiten in Fragen Sexualität gerne beratend zur Seite stehen. In erster Linie kann ich Ihnen dabei helfen, herauszufinden, was einen etwaigen Rückgang Ihrer Lust verursacht haben kann. Ob sich körperliche (hormonelle Schwankungen, Infektionen), psychische (Depression) oder soziale (Stress, Konflikte in der Partnerschaft) Einflüsse belastend auf Ihre Sexualität auswirken – wir helfen Ihnen nach Möglichkeiten.
Sie haben Probleme mit Ihrer Sexualität?
Eine erfüllte Sexualität kann eine Partnerschaft sehr bereichern. Sollten in dem Bereich jedoch Schwierigkeiten herrschen, ganz gleich, ob sie körperlicher oder seelischer (in den meisten Fällen Faktoren, die in Wechselwirkung miteinander auftreten) Natur sind, bergen sie im Umkehrschluss viel Potenzial für Konflikte.
Neben Beziehungsproblemen können Sexualstörungen auch körperliche Folgen wie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Lustlosigkeit, Scheidentrockenheit oder Infektionen verursachen.
Leistungsdruck als Lustkiller: Stress und Sexualität
Wie schon eingangs erwähnt, die Grenzen zu einer wirklichen Sexualstörung liegen im Graubereich. Denn die Bandbreite der „normalen“ Sexualität ist groß.
Viele Paare setzen sich unter Druck und vergleichen sich mit einem Idealbild, das ihnen in den Medien von einer erfüllten Sexualität vorgespielt wird. So offen in unserer heutigen Gesellschaft mit sexuellen Themen umgegangen wird, so gehemmt können Paare bei der Verbalisierung ihrer eigentlichen Bedürfnisse, Ängste und Wünsche im Schlafzimmer umgehen. Man verbarrikadiert sich nicht selten in der Defensive und bewaffnet sich mit gegenseitigen Schuldzuweisungen und emotionalem Rückzug. Somit verhärten sich die Fronten und der Weg in Richtung einer Sexualstörung wird erst recht geebnet.
Vor allem Frauen können unter emotionalem und psychischem Stress (dauerhafte Anspannung, Unsicherheit, Konflikte, Stress, etc.) die Lust am Sex verlieren.
Welche sexuellen Störungen gibt es?
Sexualstörungen als Krankheitsbild werden in vier verschiedene Kategorien oder Phasen eingeteilt. Die Phase der sexuellen Lust, die Phase der Erregung, die Phase des Sexualverkehres und die Orgasmusphase. In jeder dieser Phasen kann eine Störung (Dysfunktion) der Sexualität erfolgen.
- Störung der sexuellen Lust, Libidostörung, allgemeine Lustlosigkeit.
- Störung der sexuellen Erregung: Bei der Stimulation der Genitalien bleibt eine sexuelle Erregung aus oder ist nur schwer bis gar nicht aufrechtzuerhalten. Das schließt sowohl Erektionsstörungen als auch Scheidentrockenheit (Lubrikationsstörung) mit ein.
- Störung während des Sexualverkehres: Durch Schmerzen während des Geschlechtsverkehres wird das Erlebnis getrübt und der Orgasmus bleibt üblicherweise aus. Brennende, krampfartige Schmerzen im Genitalbereich (Dyspareunie), Muskelkrampf der Vaginalmuskulatur (Vaginismus) oder Reibungsschmerzen, die durch eine unzureichend feuchte Scheide (Lubrikationsstörung) entstehen.
- Orgasmusphase: Der Orgasmus bleibt trotz sexueller Stimulation häufig oder immer aus.
Sexualität und Gynäkologie – die weibliche Sexualität aus dem Tabu holen
Selbst, wenn es zeitweise so wirkt – die weibliche Sexualität hat es noch lange nicht aus dem Tabu geschafft. Das zeigt sich vor allem daran, dass sexuelle Störungen bei Frauen in keiner Weise im Fokus der Volksgesundheit stehen, geschweige denn Objekt von Forschung sind – anders sieht es hier bei Männern aus. Für Probleme wie Erektionsschwierigkeiten gibt es zum Beispiel zahlreiche Lösungsansätze.
Dabei ist besonders weibliche Sexualität sehr komplex und dadurch auch im Schnitt störungsanfälliger als die von Männern. Ob es ein mangelndes Interesse am Sexualakt an sich ist, Erregungsschwierigkeiten, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Orgasmusstörungen sind – bei der Beurteilung und Klassifizierung als „Sexualstörung“ muss der Frauenarzt Kriterien wie den individuellen Leidensdruck, die Qualität der partnerschaftlichen Beziehung und situationsbedingte Stressfaktoren mit einbeziehen. Oft ist eine vermeintliche „Sexualstörung“ nicht organischen Ursprungs. Dennoch sollte sie nicht ignoriert werden. Negative Erfahrungen führen nicht selten zu einem größeren Problem und wiederum zu Konflikten in der Partnerschaft, Selbstzweifel bis hin zu Depressionen. Ein Teufelskreis wird losgetreten und die Scham sowie Angst vor dem eigentlichen Problem nimmt nur weiter zu.
Damit es nicht so weit kommen kann, zögern Sie nicht, Ihren Frauenarzt als erste und diskrete Anlaufstelle für Probleme in Ihrem sexuellen Leben und Erleben anzunehmen. Wir nehmen uns Zeit und hören uns gerne Ihre Fragen und Sorgen an! Wir schließen bei einer Untersuchung eventuelle medizinische Gründe aus, klären über Auswirkungen von Operationen, Geburten, Stillphase, Verhütung und Menstruationszyklus auf mögliche Veränderungen der Sexualität auf und beraten Sie gerne.
Auf Wunsch können wir Ihnen auch gerne SexualtherapeutInnen empfehlen.