Einfluss der Hormone auf die weibliche Stimme

Mädchensprechstunde erster Besuch beim Frauenarzt

Viele Frauen haben wenig Bewusstsein darüber, wie stark ihre Stimmqualität von Hormonschwankungen beeinflusst werden kann. Frauen, die ihre Stimme für die tägliche Verrichtung ihrer Arbeit brauchen – von der Lehrerin bis hin zur Sängerin -, können durch eine schwankende Stimmstabilität verunsichert sein. Sie haben manchmal nur eine ungefähre Ahnung davon, was für eine Rolle Hormone bei der Entwicklung und Regulation der weiblichen Stimme spielen: Stimmveränderungen werden wahrgenommen, können aber oft nicht entsprechend eingeordnet werden.

Lesen Sie weiter, um mehr über den Zusammenhang von Hormonen und der weiblichen Stimme zu erfahren.

Die Anatomie der Stimme

Die Stimme ist ein komplexes System, das aus verschiedenen anatomischen und physiologischen Komponenten besteht. Wir haben einerseits den Kehlkopf (Larynx), die Stimmbänder (Vokalbänder) und den Rachen (Pharynx).

Der Kehlkopf enthält Hormonrezeptoren, welche die Größe und Form des Kehlkopfes sowie der Stimmbänder beeinflussen. Das wird besonders in der Pubertät ersichtlich. Bei Jungen verursacht ein Anstieg des Testosteronspiegels zu einer Vergrößerung des Kehlkopfes und einer Vertiefung der Stimme. Bei Mädchen hingegen wird der Kehlkopf vornehmlich durch das Östrogen beeinflusst.

Wie verändert sich die Stimme im Laufe des Menstruationszyklus?

Eine Vielzahl von Studien belegen, dass Veränderungen der Stimmleistung während des Monatszyklus auf Schwankungen von den Hormonen Östrogen und Progesteron zurückverfolgt werden können. So treten hormonbedingten Einschränkungen der Stimmleistung in der Regel erst in der zweiten Zyklushälfte auf. Doch blicken wir doch einmal im Genauen auf den weiblichen Menstruationszyklus:

  1. Ab dem dritten bis vierten Zyklustag bis zum Eisprung sind die Hormone Östrogen und Progesteron auf einem gleichbleibenden Niveau, was sich positiv auf Stimmqualität und Stimmstabilität auswirkt. Zum Eisprung hin initiiert das follikelstimulierende Hormon FSH die Östrogenbildung, die kurz vor dem Eisprung ihren Höchstwert hat. In dieser Phase erreicht die weibliche Stimme ihre Höchstleistung.
  1. Mit Beginn des Eisprungs nimmt die Östrogenkonzentration schließlich ab, während das Progesteron zur zweiten Zyklushälfte hin zunimmt. Durch dieses Ungleichgewicht kann es schließlich zu einer manchmal schwankenden Stimmqualität kommen. Die Stimme ist unzuverlässiger, nicht so tragfähig, kann unter Umständen belegt und rau klingen. Durch vermehrte Wassereinlagerungen sind die Stimmlippen dicker und dadurch träger.
  1. Während der Menstruation sind sowohl Östrogen als auch Progesteron niedrig, was dazu führen kann, dass auch da nicht die volle Stimmleistung gewährleistet ist. Danach pendeln sich die Hormonwerte ein, bis schließlich das Östrogen zum Eisprung hin wieder zunimmt und der Stimme wieder zu Hochleistungen verhilft. 

Wie verändert sich die Stimme in der Schwangerschaft?

Während der Schwangerschaft kann der stark steigende Hormonspiegel zu einer Veränderung der Stimme führten. Das kann sich individuell recht unterschiedlich gestalten.

In vielen Fällen wird die Stimme durch die Schwangerschaft tragfähiger, voller und weicher und kann auch an Tonumfang zunehmen. Eine erschwerte Atmung durch das Anwachsen des Schwangerschaftsbauches kann die Stimme jedoch wiederum beeinträchtigen. 

Beeinträchtigungen können aufgrund des gesteigerten Progesterons auftreten. Es kann bei einigen Schwangeren Stimmlippenödeme auslösen. Das sind Wassereinlagerungen, die ab dem fünften Schwangerschaftsmonat auftreten können und bis zur Entbindung bleiben. Sie können zu Trockenheitsgefühlen führen, zu Schmerzen im Kehlkopfbereich und zu einem Gefühl der Enge.

Nach der Schwangerschaft stellt sich die ursprüngliche Stimmlage in der Regel wieder ein.

Wie wirken sich Hormone auf die Stimme von Frauen in den Wechseljahren aus?

In den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel deutlich. Die Schleimhaut im Kehlkopf bildet sich zurück, die Stimmbänder können dünner und trockener werden, was zu einer höheren Stimmlage führen kann. Die Belastbarkeit, Verlässlichkeit und Tragfähigkeit der Stimme nehmen ab.

Stimmveränderungen durch die Einnahme hormoneller Präparate

Stimmveränderung durch die Pille

Durch die Pille kommt es zu weniger Schwankungen in der Stimmqualität und -stabilität während des Menstruationszyklus. Das zeigt zum Beispiel eine Vergleichsstudie, während der beobachtet werden konnte, dass Sängerinnen, welche die Pille einnehmen, ihre Stimmqualität zyklusübergreifend höher einstufen als Sängerinnen, die keine hormonelle Kontrazeptiva einnehmen. [1]

In seltenen Fällen kann es zu Stimmveränderungen durch die Pille kommen. Besonders im Rahmen einer Unverträglichkeit kann die Stimme heiser und brüchig wirken und in den hohen Tonlagen eingeschränkt werden. Nach Absetzen der Pille findet die Stimme jedoch rasch wieder zu ihrer ursprünglichen Qualität wieder.

Stimme und Hormone: eine Wechselwirkung

Hormone spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Regulation der weiblichen Stimme. Sowohl der Menstruationszyklus als auch der Eintritt in die Menopause kann Veränderung der Tonhöhe, Klangfarbe und des Tonumfanges sowohl der Sprech- als auch Singstimme mit sich ziehen. Wie stark die Stimme diesen hormonellen Schwankungen unterliegt, gestaltet sich jedoch ganz individuell.

Sollten sich bei Ihnen weitere Fragen ergeben haben, wie zum Beispiel zu verschiedenen Verhütungsmethoden, stehen wir Ihnen gerne bei einem persönlichen Termin zur Verfügung.


[1] vgl. Amir, O., Biron-Shental, T. Muchnik, C., Kishon-Rabin, L (2003): Do Oral Contraceptives Improve Vocal Quality? Limites Trial on Low-Dose Formulations. S. 773-777. In: Obstetrics and Gynecology.

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