Warum zum Frauenarzt bei Inkontinenz

Harninkontinenz betrifft vor allem Frauen. Die wenigsten sprechen darüber und holen sich Hilfe. Inkontinenz bei Frauen fällt in das Fachgebiet der Gynäkologie. Erfahren Sie hier wie der Frauenarzt Ihnen helfen kann, unkontrollierten Harnverlust in den Griff zu bekommen.

Schätzungsweise leiden zirka 850.000 Frauen in Österreich an Inkontinenz. Nicht nur ältere Menschen, sondern auch viele junge Frauen sind betroffen. Nur ein geringer Prozentsatz der Betroffenen holt sich jedoch Hilfe. Das liegt unter anderem daran, dass den meisten jüngeren Frauen das Problem nicht als solches bewusst ist. Einige Tropfen Harnverlust beim Niesen, Lachen oder Trampolinspringen halten viele für normal. Frauen sollten jedoch wissen, dass eine leichte Form der Inkontinenz im Alter zum Problem werden kann. Sorgen Sie daher rechtzeitig vor und besprechen Sie unkontrollierten Harnverlust bei Ihrem nächsten Termin beim Frauenarzt.

Was sind die Ursachen für Harninkontinenz?

Inkontinenz bei Frauen kann je nach Ausprägung verschiedene Ursachen haben. Die häufigste Form ist die Belastungsinkontinenz (auch Stressinkontinenz).
Bei der Belastungsinkontinenz führt die Erhöhung des Drucks in der Harnblase zum Beispiel durch Laufen, Lachen, Springen, Husten zu unwillkürlichem Abgang von Harn. Die Ursache für eine Belastungs- oder Stressinkontinenz ist meist, dass Harnröhre und Harnblase durch die Beckenbodenmuskulatur nicht ausreichend gestützt werden. Ausgelöst wird die Schwäche der Beckenbodenmuskulatur in der Regel durch eine Schwangerschaft und/oder die Geburt. Weitere Ursachen für eine Überlastung der Beckenbodenmuskulatur stellen schwere körperliche Arbeit, Übergewicht und chronische Bronchitis bei Rauchern dar.

Auch die Absenkung von Organen (Gebärmuttersenkung, Scheidensenkung) oder ein Östrogenmangel in den Wechseljahren können Inkontinenz bei Frauen auslösen.

Zusammenfassend sind dies die häufigsten Ursachen für Belastungsinkontinenz bei Frauen:

  • Schwangerschaft und Geburt
  • Schwere körperliche Arbeit
  • Übergewicht
  • Chronische Bronchitis
  • Östrogenmangel während oder nach der Menopause
  • Gebärmuttersenkung

Eine weitere Form der Inkontinenz, die auch bei Frauen häufig auftritt ist die Dranginkontinenz.
Die Dranginkontinenz ist durch häufigen Harndrang gekennzeichnet. Bereits bei einer kleinen Füllmenge der Blase, zieht sich der Blasenmuskel zusammen und es kommt zu einem plötzlichen Harndrang. Man spricht auch von einer überaktiven Blase. Ursächlich für die Dranginkontinenz ist eine Überfunktion des Blasenmuskels, die vor allem im Alter auftritt. Bei Frauen wird die Dranginkontinenz häufig auch durch hormonelle Veränderungen oder Entzündungen ausgelöst.

Was kann der Frauenarzt bei Harninkontinenz tun?

Sprechen Sie bei Ihrem nächsten Frauenarzttermin Ihre Beschwerden offen an. So kann eine genaue Anamnese erfolgen. Da es unterschiedliche Arten und Ausprägungen von Harninkontinenz gibt, ist eine ausführliche Diagnose wichtig.
Im Rahmen eines ärztlichen Gesprächs und anschließender gynäkologischer Untersuchung kann festgestellt werden, ob die Muskulatur des Beckenbodens erschlafft ist, ob sich die Gebärmutter gesenkt hat oder ob andere Ursachen für Ihre Beschwerden verantwortlich sind.
Je nach Ursache der Inkontinenz erfolgt eine geeignete Therapieempfehlung, um Ihre Beschwerden zu lindern.

Welche Behandlungsmöglichkeiten von Harninkontinenz bei Frauen gibt es?

  1. Training der Beckenbodenmuskulatur
    Da eine schwache Beckenbodenmuskulatur die häufigste Ursache für Inkontinenz bei Frauen ist, muss im Rahmen eines Beckenbodentrainings die Muskulatur im Becken gestärkt und die Kontrolle über die Beckenbodenmuskulatur neu erlernt werden. Beim Beckenbodentraining ist Ihre aktive Teilnahme unerlässlich. Die Übungen werden in der Regel im Rahmen einer Physiotherapie erlernt und müssen zu Hause konsequent weitergeführt werden. Erfolge stellen sich in etwa nach drei bis sechs Monaten ein.
  2. Gewichtsreduktion
    Bei Frauen mit Übergewicht sollte eine Gewichtsreduktion in Betracht gezogen werden.
  3. Lebensstiländerung
    Sollten gewisse Verhaltensweisen im Alltag die Inkontinenz begünstigen, wird empfohlen, den Lebensstil nach Möglichkeit zu ändern. Begünstigende Umstände können zum Beispiel das Heben von schweren Gegenständen, starkes Rauchen oder der übermäßige Genuss von harntreibenden Getränken sein.
  4. Östrogentherapie
    Sollte ein Östrogenmangel im oder nach dem Wechsel für die Inkontinenz verantwortlich sein, kommt eine Hormontherapie infrage.
  5. Einsatz von Ring oder Pessar
    Bei einer Absenkung der Gebärmutter kann der Einsatz von therapeutischen Pessaren helfen, den Druck auf die Blase zu reduzieren.
  6. Operative Eingriffe
    Sollten konservative Therapieformen nicht ausreichen, um Ihre Beschwerden zu lindern, kann eine Belastungsinkontinenz durch moderne chirurgische Eingriffe effektiv behandelt werden.
  7. Medikamentöse Therapie
    Zur Behandlung von Dranginkontinenz gibt es sehr wirkungsvolle Medikamente (sogenannte Spasmolytika), die die Übertragung von Nervenreizen auf die Blasenmuskulatur hemmen und so den Harndrang effektiv verringern können.

Scheuen Sie sich nicht über Ihre Inkontinenz zu sprechen. Gerne helfen wir Ihnen dabei, Ihre Beschwerden in den Griff zu bekommen. Vereinbaren Sie einen Termin in unserer Ordination.

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