Lustlosigkeit – Krankheit oder Normalität?

Sexuelle Lustlosigkeit charakterisiert sich durch ein allgemeines Desinteresse an sexuellen Aktivitäten. Dieses kann verschiedene Formen annehmen und erstreckt sich von einer generellen Unlust, über Schwierigkeiten, sexuelle Erregung zu spüren bis hin zu Schmerzen oder einem unangenehmen Gefühl beim Geschlechtsverkehr. Die Ursachen dafür sind schwierig auszumachen, da sie meistens in Wechselwirkung zwischen körperlichen und geistigen Dissonanzen stehen: Leidet zum Beispiel eine Frau in den Wechseljahren an Scheidentrockenheit, kann das verminderte Lustgefühl beim Geschlechtsverkehr zu einem Libidoverlust führen.

Lesen Sie weiter und erfahren Sie alles über die Ursachen von Lustlosigkeit und wie Sie Ihre sexuelle Energie wiederfinden können. 

Die weibliche Sexualität

Die weibliche Sexualität ist stark von hormonellen Schwankungen im Laufe des Menstruationszyklus beeinflusst. Zum Eisprung hin kommt es zu einem Anstieg der Hormone Östrogen und Progesteron. Und auch das männliche Hormon Testosteron, das laut verschiedenen Studien zur Luststeigerung beiträgt, nimmt zur Zyklusmitte hin zu. Von der Natur her ein ausgeklügeltes System: Dann, wenn die Frau fruchtbar ist, hat sie üblicherweise auch am meisten Lust. Doch ganz so einfach ist es dann auch nicht zu erklären.

Weibliche Sexualität kann man jedoch natürlich nicht auf den Eisprung reduzieren. Sie ist sehr komplex und wird von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Hierzu zählen biologische, psychologische, soziale und kulturelle Einflüsse. Ein positives Körperbild und Selbstwertgefühl können zum Beispiel zu einem erfüllten Sexualleben beitragen. Negative Erfahrungen oder kulturelle Tabus können das Verlangen hingegen einschränken. Auch soziale Einflüsse können die weibliche Sexualität beeinflussen. Großer Stress, sei es von der Arbeit, Partnerschaft oder Belastungen im Alltag können zu einem Libidoverlust führen. Entspannung hingegen, ein gesteigertes Wohlbefinden und das Erforschen der eigenen Sexualität kann zu Luststeigerung beitragen. 

„Eine Frau ist nicht lustlos, eine Frau hat gerade keine Lust.“

Dr. Norbert Vavra

Ursachen für Lustlosigkeit

Wie schon eingangs erwähnt, gibt es unzählige Ursachen für ein vermindertes sexuelles Verlangen. Darunter fallen physische, psychische und emotionale Faktoren und oft stehen sie in enger Wechselwirkung zueinander. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:

  • Wechseljahre: In den Wechseljahren bereitet sich der Körper allmählich auf die Menopause vor, es kommt zu Zyklusschwankungen und einer verminderten Produktion von Sexualhormonen. Unangenehme Symptome wie  Scheidentrockenheit können zusätzlich zur Lustlosigkeit beitragen.
  • Stress, Ängste und Sorgen
  • Konflikte in der Beziehung.
  • Depression: Depressionen können zu einer allgemeinen Antriebslosigkeit und auch zu einem verringerten sexuellen Interesse führen. 
  • Negatives Selbstbild
  • Die Pille: Die Pille verhindert den Eisprung und hält die Sexualhormone auf einem gleichbleibenden Niveau. Dieser Eingriff ins Hormonsystem kann bei manchen Frauen Lustlosigkeit auslösen.
  • Untergewicht: Untergewicht kann Zyklusstörungen verursachen. Die dann oft niedrigen Hormonspiegel verursachen einen allgemeinen Libidoverlust.
  • Übermäßig viel Sport

„Nicht die Hormone verändern dein Leben. Dein Leben verändert die Hormone.“

Dr. Norbert Vavra
  • Medikamente: Einige Medikamente, wie Antidepressiva oder Blutdruckmedikamente, können die sexuelle Lust beeinträchtigen.
  • Schlafmangel: Müdigkeit oder Schlafmangel können dazu führen, dass eine Person keine sexuelle Energie mehr hat.
  • Körperliche Erkrankungen: Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder Herzerkrankungen können die Libido beeinträchtigen.

Unsere Tipps bei sexueller Lustlosigkeit

„Diese Neugier am Leben, sie sich zu erhalten, das ist die Kunst in einer Partnerschaft.“

Dr. Norbert Vavra

Nicht jeder Mensch braucht Sex, um ein erfülltes Leben zu führen. In vielen Fällen ist jedoch ein Libidoverlust mit einem großen Leidensdruck verbunden und kann die Harmonie einer Beziehung empfindlich stören. Sollten Sie feststellen, dass Sie schon länger an Lustlosigkeit leiden, gibt es einige Ansätze, wie Sie Ihre sexuelle Energie wiederfinden können:

  • Erforschen Sie Ihre eigene Lust. Beschäftigen Sie sich aktiv mit Ihrer Sexualität, versuchen Sie, Ihre Wünsche zu eruieren und diese auch Ihrem Partner gegenüber in Worte zu fassen.
  • Führen Sie ein offenes Gespräch mit Ihrem Partner. Teilen Sie ihm Ihre Bedürfnisse, Ihre Wünsche mit und versuchen Sie, seine herauszufinden. Suchen Sie gemeinsam nach Lösungen und pflegen Sie eine offene Kommunikation. So können Sie nicht nur Konflikte lösen, sondern schaffen auch emotionale Nähe.
  • Hormontherapie: Eine Hormontherapie könnte Ihnen zum Beispiel in den Wechseljahren dabei helfen, Ihr Wohlbefinden und Ihre sexuelle Lust zu steigern. Diese sollte aber immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
  • Stress abbauen:  Versuchen Sie, Ihren Alltagsstress durch Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation zu reduzieren, legen Sie regelmäßig Pausen ein und nehmen Sie sich bewusst für sich selbst Zeit.
  • Genügend Schlaf: Eine erholsame Nachtruhe ist für das körperliche und seelische Gleichgewicht unerlässlich und kann Lustlosigkeit verhindern.
  • Körperliche Aktivität: Regelmäßige körperliche Tätigkeit hilft dabei Stress abzubauen und verbessert das Selbstbild, indem sie das Körperbewusstsein steigert.
  • Sexualtherapie: Ein/e Sexualtherapeut*in kann Ihnen dabei helfen, zu den Ursachen Ihrer Lustlosigkeit vorzudringen und Ihre Sexualität wieder neu zu entdecken.

Wann sollte man bei Lustlosigkeit zum Arzt?

Ein Arztbesuch ist dann ratsam, wenn die Lustlosigkeit Sie stark belastet und/oder Ihre Partnerschaft darunter leidet. In einem ersten Schritt ist es wichtig, mögliche körperliche Ursachen des Libidoverlustes zu ermitteln, um eine wirksame Behandlung für Sie zu finden. Oft ist jedoch die Ursache eines Libidoverlustes im Alltag verhaftet.

Gerne schließen wir bei einer Untersuchung eventuelle medizinische Gründe Ihrer Lustlosigkeit aus und klären Sie über die Auswirkungen von Geburt, Stillzeit, Wechseljahren, hormoneller Verhütung und Menstruationszyklus auf mögliche Veränderungen in Ihrer Sexualität auf und beraten Sie dazu bei einem persönlichen Termin ausführlich. Auf Wunsch können wir Ihnen auch gerne Sexualtherapeut*innen empfehlen.

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